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(Bildquelle: AllgäuHIT | Christoph Fiebig)
 
Allgäu
Montag, 21. Dezember 2020

Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet

Kilometerlange Staus, zugeparkte Ortschaften und Karawanen von Menschen auf Wanderwegen: Das Coronajahr hat viele der ohnehin stattfindenden Veränderungen des Alpentourismus offensichtlich gemacht. Doch wie kann das steigende Bedürfnis nach Erholung in intakten Landschaften und einem immer individueller gestalteten Bergurlaub in Einklang gebracht werden mit dem Schutz der Bergwelt? Wie kann verhindert werden, dass die Ortschaften in den Alpen völlig im Verkehr ersticken? Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat dazu die Studie „Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet“ erarbeitet, die die alarmierenden Entwicklungen aufzeigt, mit der der Verband aber auch umfangreiche Vorschläge für einen dauerhaft naturverträglichen Tourismus vorlegt.

„Als Lehre aus dem Coronajahr müssen wir jetzt die Weichen für einen dauerhaft natur- und umweltverträglichen Tourismus in den bayerischen Alpen stellen“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz. „Dazu gehört, den Individualverkehr nach der Pandemie zugunsten von Bus und Bahn deutlich zurückzudrängen, keine zusätzlichen touristischen Kapazitäten zu schaffen und den alpinen Individualsport in naturverträgliche Bahnen zu lenken.“
Die Coronakrise hat gezeigt, was es bedeutet, wenn der internationale Flugreise-Tourismus massiv verringert und auf Reiseziele in Deutschland verlagert wird. Aus Klimaschutzsicht ist es notwendig den internationalen Flugverkehr dauerhaft auf deutlich geringerem Niveau zu halten. Damit jedoch gleichzeitig die Natur- und Umweltqualität in den bayerischen Tourismusregionen, insbesondere dem Alpenraum, erhalten bleibt, müssen nun die nötigen Weichen gestellt werden.
Zentrale Forderungen des BN sind:

1.    Kurzfristige Maßnahme: Skipisten für Tourenski- und Schneeschuhgänger freigeben
Der BN kritisiert die Sperrung von Pisten für Individualsportler: „Den Tourismus in naturverträgliche Bahnen zu lenken heißt nicht, die Gäste zu bekämpfen“, betont Axel Doering, Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Alpen. „Deswegen sollte das Skibergsteigen auf Pisten zugelassen werden, weil die Belastung nicht höher ist als wenn die Lifte offen wären und dafür ruhige Gebiete geschont werden.“

2.    Radikales Umsteuern in der Verkehrspolitik
Die meisten Alpentäler ersticken schon heute im Individualverkehr. Doch im aktuellen Bundesverkehrswegeplan und Staatsstraßenausbauplan sind über 130 Straßenneubau- und Straßenausbauprojekte enthalten (siehe S. 18/19 der BN-Studie). Darunter gigantomanische und extrem teure Kapazitätssteigerungsprojekte wie der autobahngleiche Ausbau der B12 ins Allgäu, der vierstreifige Ausbau der B2 bis vor die Tore von Garmisch-Partenkirchen oder der sechsstreifige Ausbau der A8 von München Richtung Salzburg. Der BN fordert einen sofortigen Stopp des Straßenaus- und -neubaus und eine Verlagerung der Finanzmittel in einen attraktiven und leistungsfähigen ÖPNV, um dem alpinen Verkehrskollaps in den Tourismusorten zu entkommen. Die BN-Studie zeigt auf, dass das Tageseinzugsgebiet von Oberstdorf vor allem durch Straßenausbauten in den vergangenen 50 Jahren von 660 000 auf über 8,5 Millionen Menschen angestiegen ist. Ziel muss es sein, den Tagestourismus zu Gunsten eines qualitativ verbesserten Übernachtungstourismus zurückzudrängen.

3.    Keine Kapazitätssteigerungen von touristischen Infrastrukturen mehr
Die Kapazitäten von touristischen Infrastrukturen wie Bergbahnen und Lifte wurden in den vergangenen Jahrzenten mit Hilfe von Steuermitteln des Freistaates Bayern ständig gesteigert (siehe S. 25/26 der BN-Studie). Damit muss Schluss sein, da durch die meisten Infrastrukturen immer noch mehr Menschen in die alpinen Ruheräume gelockt und transportiert werden. Stattdessen sollte die bayerische Seilbahnförderung nur noch einen Bestandserhalt finanzieren, wie ihn beispielsweise die Gemeinde Bad Kohlgrub mit ihrer Hörnlebahn plant. Hier soll der gemütliche Sessellift erhalten bleiben, um den Naturraum nicht zu überlasten. Bisher werden Zuschüsse nur bei Ausbauvorhaben nicht bei Ersatzinvestitionen gezahlt.

4.    Individualtourismus in Bahnen lenken: Alpenplan 2.0
Die Individualisierung der Gesellschaft breitet sich auch seit Jahren im Tourismus aus – bei Sommer- wie auch bei Winteraktivitäten. Im Coronajahr 2020 wurden so viele E-Mountainbikes wie nie zuvor gekauft. Vor dem Weihnachtslockdown sind die Verkaufszahlen von Tourenski in die Höhe geschnellt. Dies sind nur zwei Beispiele für vielfältige Individual-Outdoorsportarten, deren Nutzer immer mehr werden und immer weiter in bisherige Ruheräume der Alpen vordringen. Die bayerischen Alpen brauchen daher einen Alpenplan 2.0, ein Zonierungskonzept für Individualsportarten. Darin ist dargestellt, welche Outdoorsportarten in welchen Räumen problemlos möglich sind, und wo diese aus Naturschutzgründen zu unterlassen sind. Ein solches Zonierungskonzept muss dann auch rechtsverbindlich sein.


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tourismus studie berge alpen


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