Corona-Pandemie erfasst die bayerische Milchwirtschaft
Die Corona-Pandemie hat die bayerischen Milchwirtschaft hart getroffen. Die gravierenden rückläufigen Absatzentwicklung bei den Unternehmen konnten auch nicht durch ein gesteigertes Einkaufsverhalten der Verbraucher in der Lock-Down-Phase kompensiert werden. In der kommenden Woche beginnen die Tarifverhandlungen für ca. 19.000 Beschäftigte der Branche.
Am 10.09.2020 beginnen die Tarifverhandlungen der bayerischen Milchwirtschaft für ca. 19.000 Beschäftigte. Diese Tarifrunde steht wie alles in dieser Zeit ganz im Zeichen von Corona. Die Pandemie hat die Branche hart getroffen, denn die erforderlichen Maßnahmen zu deren Eindämmung führten zu einer gravierenden rückläufigen Absatzentwicklung bei den Unternehmen. Diese Entwicklung konnte auch nicht durch ein gesteigertes Einkaufsverhalten der Verbraucher in der Lock-Down-Phase kompensiert werden.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Entgelttarifverträge gekündigt und fordert eine Entgelterhöhung bei einer tarifvertraglichen Laufzeit von 12 Monaten von 6%, mindestens jedoch monatlich EUR 190,00 mehr Lohn, sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um EUR 125,00 pro Ausbildungsjahr. Die NGG verweist darauf, dass die Unternehmen vielfach von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht betroffen seien.
Mit der geforderten Tariferhöhung verkennt die NGG jedoch, dass die Unternehmen mit deutlichen Einbrüchen im Exportgeschäft zu kämpfen haben sowie einer Marktsättigung nach sog. Hamsterkäufen im 2. Quartal. So hat etwa der Export von deutschem Käse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,6 Tausend Tonnen abgenommen. Vor allem die Exporte in das wichtige Exportland Italien sind rückläufig (-14 % bzw. -14,2 Tsd. t). Dies spiegelt sich in den Umsatz- und Absatzzahlen wider.
Zugleich verzeichnen Molkereien weiterhin massive Einbrüche bei Lieferungen an den Großhandel und die Gastronomie. Insbesondere während der Lock-Down-Phase wurde nur ein Bruchteil der normalen Mengen bestellt. Rund 60 % der hergestellten Milch- und Molkereiprodukte sind für den Export oder für den Konsum außer Haus bestimmt, beispielsweise in Biergärten, auf Volksfesten, in Restaurants und Kantinen.
Der weggebrochene Absatz dieser Produkte konnte nur teilweise durch eine temporär höhere Nachfrage im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels kompensiert werden.
„Trotz der teilweisen Stabilisierung der Marktlage ist es nicht möglich, für das Jahr 2020 in der bayerischen Milchwirtschaft von einer positiven Geschäftsentwicklung zu sprechen. Eine Verschärfung der Corona-Pandemie, insbesondere das Szenario eines weiteren Lock-Downs und Einschränkungen im Bereich der Gastronomie und des Exports führen zu kaum kalkulierbaren Risiken für die Branche“, so Susanne Glasmann, Geschäftsführung Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft e. V.
Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern haben die Unternehmen die Versorgung der Bevölkerung mit Milch- und Molkereiprodukten auch während der Lock-Down-Phase sichergestellt.
„Dass unsere Mitarbeiter unter den für alle nicht einfachen Umständen mit dafür gesorgt haben, dass die Lieferkette farm-to-fork nicht abreißt, alle Milch von den Landwirten abgeholt und die Versorgung im Lebensmitteleinzelhandel sichergestellt werden konnte, wertschätzen wir Arbeitgeber sehr“, sagt Werner Giselbrecht, Hochland Deutschland GmbH und Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbandes der Bayrischen Ernährungswirtschaft e.V.
Der Arbeitgeberverband der Bayrischen Ernährungswirtschaft fordert für seine Mitgliedsunternehmen in den Tarifverhandlungen ein in diesem angespannten Marktumfeld angemessenes Tarifergebnis.
Der Arbeitgeberverband der Bayrischen Ernährungswirtschaft e.V. vertritt und fördert die arbeits- und sozialrechtlichen Interessen der Arbeitgeber der bayrischen Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft und verhandelt u. a. die Tarifverträge für die Milchwirtschaft in Bayern.
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