Jetzt im Winter ist der ideale Zeitpunkt, um sich ein Tattoo stechen zu lassen. Das hat mehrere Gründe, unter anderem sollte man mit einem frisch gestochenen Tattoo Sonne und Wasser meiden, auch stärkeres Schwitzen sollte man verhindern. Allen, die sich jetzt im Winter ein Tattoo stechen lassen wollten, macht Corona erst einmal einen Strich durch die Rechnung. Tattoostudios bleiben auch jetzt im neuen Lockdown geschlossen. Damit gerät die gesamte Branche immer weiter in Schieflage.
Beschäftigte in der Branche und viele Kunden verstehen diese Entscheidung nicht. Tätowierer arbeiten auch ohne Corona unter strengen Hygienebestimmungen. Trotzdem bleiben die Studios wie im ersten Lockdown Anfang des Jahres geschlossen. Gianluca Continolo ist selbst Tätowierer und hat auch im Allgäu mehrere Tattoostudios. "Wir mussten schon Masken tragen, bevor Corona kam. Die Hygienemaßnahmen in den Studios sind extrem. Ich denke, ich spreche für alle in der Branche, wenn ich sage, es steht nicht in der Relation, dass wir zu machen müssen.", so Continolo.
Hohe Hygienestandards in der Branche
"Man könnte fast sagen, in vielen Fällen ist ein Tattoostudio hygienischer als ein Krankenhaus.", so der Allgäuer Tätowierer weiter. In den Studios muss ständig streng auf Sauberkeit geachtet werden, das Gesundheitsamt kontrolliert das häufig. Continolo weiter: "Was sollen wir denn noch besser machen? Mir ist nicht bekannt, dass sich jemand im Tattoostudio infiziert hat. Ich verstehe nicht, warum wir schließen müssen." Tattoostudios müssten ebenfalls dokumentieren, wer wann im Studio war, man findet keinen triftigen Grund für die Schließungen.
Jetzt im November wäre Hochsaison für die Tattoobranche. Hier lassen sich normalerweise die meisten tätowieren. Durch die Schließungen kommen auch in den nächsten Wochen wieder starke Verluste auf die Branche zu. Der Teillockdown wurde zuletzt verlängert, die Studios wissen noch nicht, wann sie wieder öffnen dürfen.
Ungewissheit bei Studiobesitzern, Tätowieren und Kunden
Die Studios können so nichts planen: "Wir können nichts planen. Ich kann meinen Kunden nicht einmal sagen, dass wir die Termine einen Monat verschieben. Wir wissen ja nicht, ob wir nächsten Monat öffnen dürfen. Die ganze Planung ist im Eimer, mich schreiben jeden Tag Kunden an und fragen, ob wir schon ein Datum wissen. Nichts. Wir müssen alle abwarten. Wir haben keine Chance.", beschrieb Continolo die derzeitige Situation.
Weiter bemängelt er, dass es an Unterstützung fehlt. Die Anträge für die nächste Coronahilfe seien noch nicht da, die Tätowierer würden nicht ausreichend vom Staat unterstützt. Die Coronahilfe, die es im März gab, sei ein Witz im Vergleich zu den Kosten, die die Studios tragen müssten. Als Unternehmer könne man nicht planen. Vor allem nicht, weil man nicht weiß, wann man wieder öffnen kann und wann man vielleicht schon wieder schließen muss. Klar ist: Je länger die Schließung der Studios andauert, umso schlechter steht es um die Branche auch im Allgäu.