Der Frühling naht. Schon knospt und treibt und sprießt es allerorten und man
muss keinen grünen Daumen sein Eigen nennen, um zu wissen: Keine Blume ohne
Wurzel. Außer in der Galerie Kunstreich in Kempten. Denn hier beweist artig-Publikumspreisträgerin Deniz Hasenöhrl, dass ihre Kunst in schönster Blüte steht, obgleich sie ihr (scheinbar?) alle Wurzeln kappt.
Wir laden herzlich zur öffentlichen Vernissage ein. Am Freitag, den 5. April
in der Galerie Kunstreich, Schützenstraße 7 in Kempten, wie gewohnt ab 20
Uhr. Die Galerie ist danach immer dienstags von 16 bis 20 Uhr, sowie samstags und
sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung endet am 5. Mai, mit einem Künstlergespräch ab 15 Uhr. Der Eintritt ist selbstverständlich nicht umsonst, aber kostenlos.
Deniz Hasenöhrl verbrachte Kindheit und Schulzeit in Kempten. Jene Zeit, die
gemeinhin als „prägend“ bezeichnet wird. Nach der Schule verließ sie den Ort
der Jugendzeit, den Ort wo man „seine Wurzeln“ vermutet. Nun, 22 Jahre später, kehrt die international arbeitende Künstlerin zurück. Mit ROOTLESS, einer Ausstellung, in der sie genau diese Wurzeln – unsere vermeintlich größten Gewissheiten – kappt und unsere ursprünglichsten Fragen neu stellt:
Was ist Heimat, was Individualität, was Prägung? Hasenöhrl umkreist diese so
persönliche wie universelle Thematik in abstrakter Malerei, Collage sowie
Installation gewohnt vielfältig.
In der Galerie Kunstreich zeigt Hasenöhrl Gemälde, die zum größten Teil aus
der Serie SPACES stammen und trotz ihrer Abstraktheit Figuren oder
Natürliches implizieren. Sie sind assoziativer Ausdruck ihrer Innenwelt:
„Mein größter Anspruch an mich ist, das Gefühl der Authentizität während des
Schaffens“ sagt die Künstlerin und formt daher niemals das Werk nach einer
Vorstellung. Die Leinwand füllt sich bei ihr vielmehr Schicht für Schicht
durch Worte, Emotionen und Assoziationen und entwickeln sich im besten Sinne
„irrational“, also ohne intellektuelle Steuerung, zu Geschichten und damit
zu Bildern. In Collagen, Perfomances und Installationen wiederum arbeitet Hasenöhrl
vorwiegend konzeptionell: „Meine Themen sind meist eigene Grenzerfahrungen.
Ich versuche solche gesellschaftlichen Muster und Verhaltensweisen zu
identifizieren, die immer wieder Menschen an Grenzen wie Isolation, Sucht
und Resignation treiben.“
Ob der Titel „wurzellos“ als Erinnerung, als Trauma, als nahe Hoffnung oder
als utopischer Wunsch interpretierbar ist, wird von Werk und Moment und,
weit stärker, vom Betrachter abhängen. Seinen innersten Fragen aber bis auf den Grund, sprich an die Wurzel, nachzugehen, ist zweifellos ein fruchtbares Erlebnis. Die Werkschau ROOTLESS von Deniz Hasenöhrl hilft dabei. (PM)