Fast vier Jahre Haft für ostallgäuer Bankkauffrau
Eine Bankkauffrau aus dem ostallgäuer Oberostendorf ist vor dem Landgericht Kempten zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Sie soll Kundengelder in Höhe von fast 800.000 Euro veruntreut haben. Heute legte sie vor dem Richter ein umfassendes Geständnis ab und entschuldigte sich für ihre Taten bei ihren ehemaligen Kunden und ihrer Familie. Die betroffene Raiffeisenbank hat ihre Kunden entschädigt.
Als Angestellte im Heimservice der Raiffeisenbank Kirchweihtal hatte die heute 63-Jährige leichtes Spiel. Sie war vor allem bei eher älteren Kunden zu Hause und erledigte die Bankgeschäfte nicht am Schalter, sondern im heimischen Wohnzimmer. Wenn Kunden Auszahlungen in Höhe von z.B. 500 Euro wünschten, fügte die Betrügerin eine eins oder zwei am Anfang des Betrags hinzu und behielt den Differenzbetrag ein. Damit der Schwindel nicht aufflog, setzte sich die Raiffeisenbank-Angestellte zu Hause an eine Schreibmaschine und änderte die Kontoauszüge der betroffenen Kunden manuell ab, in dem sie diese neu tippte. Das entsprechende Papier hatte sie in der Bank entwendet.
Der Betrug wäre wohl auch so schnell nicht ans Tageslicht gekommen, wenn nicht ein Steuerberater genau hingeschaut hätte. Die Frau hatte einen Rechenfehler begangen und beim Vergleich mit den tatsächlichen Kontoauszügen, flog die gesamte Masche der 63-Jährigen auf. 228 Fälle der Untreue, 142 Mal Urkundenfälschung - Darüber hatte das Gericht zu entscheiden. Zu Gute kam der Angeklagten, dass sie umfassend gestand und auch Bemühungen zur Wiedergutmachung des angerichteten Schadens gezeigt hatte.
Noch viel mehr Fälle: Verhandelt wurden vor dem Landgericht Kempten nur die Fälle, die noch strafrechtliche relevant sind. Fakt ist: Bereits seit den 80er-Jahren hatte die Frau die Kundenkonten frisiert und mehr Geld abgehoben als schlussendlich ersichtlich war.
Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig. Während die Staatsanwältin fünf Jahre Haft forderte, wollte der Anwalt der Bankkauffrau eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren erreichen. Er will das Urteil anfechten.
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