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Sendung: Der AllgäuHIT-MIX
 
 
(Bildquelle: Pixabay)
 
Kempten
Montag, 27. August 2018

Besuch auf dem Biomassehof Allgäu

Gemeinsam besuchten die Oberallgäuer Bezirkstagskandidaten Klaus Burkhard und Philipp Prestel mit den Landtagskandidaten Hugo Wirthensohn, Leopold Herz, Hubert Aiwanger und Alexander Hold den Biomassehof Allgäu in Kempten. Helmut Müller, Vorstand der Biomassehhof Allgäu eG und Dr. Stefan Thiemann berichteten nicht nur von der wirtschaftlichen Situation des Betriebs, sondern lobten zudem die Vorteile der Pflanzenkohle.

Zunächst stellte Hugo Wirthensohn als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender und Mitinitiator den Betrieb kurz vor. Gegründet wurde der Biomassehof 1997 als Genossenschaft. Zwei Jahre später wurde das 17 Hektar große Gelände, ein früheres Munitionsdepot, mit einer Sondergenehmigung für eine drei Hektar große Sondernutzungsfläche gekauft.

Die Genossenschaft floriert: Der Biomasse-Umsatz lag im letzten Jahr bei 6,3 Mio. Euro, der Umsatz über der eigenen Pellets-Produktion belief sich auf knapp 8 Mio. Euro, d.h. ein Gesamtumsatz von über 15 Mio. Euro bei 30 Mitarbeitern (20 in Vollzeit). Die Gewinnmarge betrug in den letzten Jahren zwischen 200.000 und 300.000 Euro im Jahr, wobei die Holzpellets Hauptgewinnbringer sind, so dass die Mitglieder sich inzwischen über eine Dividende freuen können. Mitglied der Genossenschaft wird man mit dem Kauf eines Anteils über 2.600 Euro. Neben Dividenden bekommen die GenossenschafterInnen 5% Rabatt auf den Einkauf. Das Hauptgeschäft liegt in der Produktion von Pellets und Hackschnitzel sowie dem Briketthandel. Der Biomassehof ist beispielsweise der größte Hackschnitzellieferant im Oberallgäu. Es gibt am Biomassehof Holzbrennstoffe in verschiedenen Sortierungen und hoher Qualität, direkt aus der Region.

Darüber hinaus ist der Biomassehof an einer Fertigungslinie beteiligt, die Bauelemente für Massivholzhäuser herstellt. Größte Investition war 2012 der Kauf einer Pelletierungsanlage. Mit dieser werden bis zu 70.000 Tonnen Holzpellets im Jahr produziert. Sorgen macht angeblich der unter Druck geratene Hackschnitzelmarkt, da seit jüngstem die Unterstützung durch die Politik nicht länger besteht.

„Die Hackschnitzelproduktion nicht mehr zu fördern ist eine Katastrophe“, erklärte Kreisvorstand Hugo Wirthensohn. Nach der Kaskaden- bzw. Mehrfachnutzung sei die Holzverbrennung schlecht, weil die stoffliche vor der energetischen Nutzung stehe. Die Diskussion um die Kaskadennutzung bringt außerdem die Pelletsproduktion unter Druck. „So funktioniert die Energiewende überhaupt nicht!“, so Wirthensohn weiter.

Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Landtag, Hubert Aiwanger und Landtagskandidat Alexander Hold fordern ein eigenständiges Ministerium für Energiewende und Digitalisierung. Dazu Hold: „Die Energiewende wird gerade sehr stiefmütterlich behandelt. Damit können wir sie wieder in Schwung bringen“. Bei der Digitalisierung werde mehr versprochen als tatsächlich getan. Beides müsse gemeinsam angegangen werden. Aiwanger: „Das wäre ein Riesenprofit für Bayern“.

Zum Schluss stellt der Bereichsleiter für Pflanzenkohle, Dr. Stefan Thiemann, sein Vorzeigeprodukt vor. Pflanzenkohle ist nichts anderes als verkohlte Biomasse. Die auch als „Terra Preta“ bekannte schwarze Erde kommt ursprünglich aus dem Amazonasbecken und weist sehr hohe Konzentrationen an Pflanzenkohle auf. Dort sind die fruchtbarsten Böden der Welt. Pflanzenkohle zeichnet sich aus durch ihre hohe Absorptions- und Resorptionseigenschaft. Verwendung findet sie hauptsächlich in der Landwirtschaft. Ihre Nutzung als prophylaktische Futtermittelbeilage (entweder aufs Heu oder in die Silage) fördert die Tiergesundheit, da sie Schadstoffe aus dem Tier entzieht und sich so der Einsatz von Medikamenten und Antibiotika reduzieren lässt. Als Güllebeisatz trägt sie bei der Austragung als veredelter, hochwertiger Dünger auf Feldern und Äckern für eine enorme Bodenverbesserung bei, d.h. sie schränkt die Nitratauswaschung,  somit auch die Grundwasserbelastung ein und fördert den Aufbau von Humus. Mit Pflanzenkohle behandelte Gülle dünstet zudem  deutlich weniger Ammoniak aus.

Ein wahres Plus für die Tourismusregion im Allgäu: Landwirtschaft kann heuer auch geruchsneutraler sein. Obwohl Pflanzenkohle schon seit über 20.000 Jahren verwendet wird, wird sie erst seit 15 Jahren in der Schweiz und seit gut 10 Jahren in Nordostdeutschland gebraucht. Der Biomassehof versucht gerade die Allgäuer Region von der Qualität der Pflanzenkohle zu überzeugen. Die Überzeugungsarbeit dürfte nicht schwer fallen. Gerade in heutigen Zeiten von Extremwetter, insbesondere längerer Dürreperioden, kann Pflanzenkohle erheblich dazu beitragen die Speicherfähigkeit der landwirtschaftlich genutzten Böden zu erhöhen. Ein Liter Pflanzenkohle kann bis zu fünf Liter Feuchtigkeit aufnehmen. Außerdem hat sie eine Verfallszeit von über Tausend Jahren. Ein weiteres enormes Plus ist die Bindung von Kohlenstoff und seine Wirkung als CO2-Senke. Eine Tonne Pflanzenkohle bindet bis zu 3,6 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre. Diese Eigenschaft eröffnete dem Biomassehof ein weiteres Geschäftsfeld: ein lokaler CO2-Plus-Zertifikatshandel. Das birgt prestigeträchtige Vorteile für Firmen, die sich durch den CO2-Zertifikatankauf klimaneutral stellen können. Landwirte können durch den Zertifikat-Verkauf günstigere Pflanzenkohle kaufen und somit auch vermehrt einsetzen. Sie könnten so zu CO2-Ammittenten werden und den Ruf des Netto-CO2-Emittenten los werden, da sie durch den Einsatz von Pflanzenkohle nicht nur den Klimagasausstoß reduzieren, sondern sogar aktiv CO2 einspeichern und konkret vor Ort etwas für den Klimaschutz tun können.

Die Freien Wähler zeigten sich allesamt sehr dankbar für die Führung und nehmen diese sehr interessanten Einsichten mit in ihre politische Arbeit. Dazu Leopold Herz: „Der Biomassehof Allgäu ist ein herausragendes Beispiel für eine lokale Energiewende!“

Mehr Informationen zum Biomassehof und zur Pflanzenkohle finden sich unter www.biomassehof.de.(pm)

 


Tags:
Biomasse Allgäu Pflanzenkohle Kempten


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