Freie Wähler Kaufbeuren trauern um Dr. Gertrud Zasche
Die FREIEN WÄHLER in Kaufbeuren trauern um ihr langjähriges Mitglied Dr. Getrud Zasche, die am vergangenen Donnerstag, den 7. August 2014, im Alter von 93 Jahren verstorben ist. Sie saß von 1960-1978 für die FREIEN WÄHLER im Kaufbeurer Stadtrat und gehörte der Gruppierung bis zu ihrem Tod mehr als ein halbes Jahrhundert lang an.
Bernhard Pohl, Vorsitzender FREIEN WÄHLER in Kaufbeuren und Vorsitzender der FW-Stadtratsfraktion würdigt die herausragende Persönlichkeit der Verstorbenen: „Frau Dr. Gertrud Zasche hat während ihrer 18-jährigen Stadtratstätigkeit besondere Maßstäbe gesetzt. Als gebürtige Gablonzerin hat sie sich um die Bewahrung der sudetendeutschen Kultur und Identität in Kaufbeuren ebenso verdient gemacht wie um das Zusammenwachsen mit der einheimischen Bevölkerung. Sie hat in besonderem Maße zu dem harmonischen und trotzdem vielfältigen Bild Kaufbeurens beigetragen, das alte und neue Heimat verbindet und auch die Erinnerung lebendig hält. Gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Richard Zasche hat sie mehr als ein viertel Jahrhundert Kaufbeurer Stadtratspolitik geprägt.“
Der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete erinnert auch an die vielfältigen Aktivitäten Zasches bis ins hohe Alter: „Die Verstorbene musste sich weder aufdrängen noch brauchte sie eine Quote. Sie ließ sich auf Platz 38 der Stadtratsliste aufstellen und wurde auf Anhieb auf Platz 4 gewählt. Sie hat ihre vier Kinder großgezogen und gleichzeitig ihren Mann in seiner Arztpraxis unterstützt. Wenn sie um Hilfe gebeten wurde hat sie nicht lange überlegt, sondern einfach mitangepackt, etwa beim Lagerleben noch bis vor zwei Jahren.“
„Besonders zu würdigen sind auch ihre herausragenden intellektuellen und wissenschaftlichen Leistungen“, so Pohl weiter. Mit knapp 21 Jahren hatte sie bereits promoviert und kurze Zeit später ihr Germanistik-Studium an der Karls-Universität Prag mit „sehr gut“ abgeschlossen. Bis zu ihrem Tod war sie literarisch tätig, hat zu ihrem 90. Geburtstag ihr letztes Buch mit dem Titel „Ich sang so viel“ herausgegeben und maßgeblich, gemeinsam mit ihrer Tochter Ingrid, am Paurischen Wörterbuch gearbeitet, das sie im letzten Jahr noch mit vorgestellt hat.
„Mit Frau Dr. Zasche verlieren wir nicht nur eine große Persönlichkeit, sondern auch eine lebende Zeitzeugin, die als 25-jährige die Vertreibung erleben musste. Am 28. November 2012 hat sie bei einem parlamentarischen Abend der Landtagsfraktion der FREIEN WÄHLER auf beeindruckende und sehr bewegende Weise den Anwesenden ihre schmerzlichen Erlebnisse geschildert“, erinnert der Landtagsabgeordnete an die Verdienste Zasches um die Erinnerung an die Geschichte. Dazu gehöre auch der Aufbau und die Pflege des Archivs im Isergebirgsmuseum, das untrennbar mit ihrer Person verbunden sei.
„Frau Dr. Zasche, die sieben Sprachen beherrschte, zeichnete sich durch klare Standpunkte und Meinungen aus. Sie hatte bis zu ihrem Lebensende noch Wichtiges zu sagen. Als Mitautorin der Kolumne „Nej su wos“ hat sie in der Allgäuer Zeitung die Leser zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht. Einer ihrer letzten Beiträge führte zu einem gewaltigen Echo an Leserbriefen über die Sinnhaftigkeit dieser Beiträge, wobei sie bei einer überwältigenden Mehrheit große und zum Teil sehr emotionale Unterstützung fand. So hat sie auch über ihren Tod hinaus zur Stärkung dieser Kolumne beigetragen,“ so Pohl.
„Die Stadt Kaufbeuren, die Sudetendeutschen und die FREIEN WÄHLER in Kaufbeuren verlieren einen Menschen der uns allen sehr ans Herz gewachsen ist und eine herausragende Persönlichkeit. Wir werden die Erinnerung an unser Ehrenmitglied stets wach halten und danken am Ende eines großartigen und erfüllten Lebens für alles was sie uns gegeben hat“, so Pohl abschließend.
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