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Montag, 2. März 2015

Islanders schreiben Lindauer Eishockey Geschichte

Kann Stille, die 935 Menschen verbreiten, laut sein? Wenn ja, dann konnte man das am Freitag um 22 Uhr 24 in der Eissportarena Lindau so laut hören, wie noch nie. Penaltyschießen zwischen den Islanders und dem TEV Miesbach.

Die Gäste führen im Shoot-Out, Zdenek Cech muss treffen, um den Gästesieg und damit ein weiteres Play-Off Viertelfinalspiel zu verhindern. TEV- Goalie Anian Geratsdorfer, bringt den Stockhand-Blocker an den Puck der nach oben fliegt. Während Geratsdorfer schon zum Jubeln ansetzt, wird es plötzlich ganz still und 935 Menschen werden Zeugen höherer Physik – und wohl der Existenz des Eishockey- Gottes. Denn die Flugbahn des Pucks beschreibt danach eine Kurve, die Scheibe senkt sich hinter dem verdutzen Keeper noch zum Ausgleich ins Tor. Die Islanders leben noch und feiern wenige Minuten später ein Happy End. 3:2 (0:1, 1:1, 1:0) nach Penaltyschießen. Ein Sieg auch in Spiel Drei, der das erste Bayernliga- Halbfinale der Vereinsgeschichte für die EV Lindau Islanders bedeutet.

Bis auf das erste Drittel im ersten Spiel war diese Serie so eng, dass es eigentlich unglaublich ist, dass wir in drei Spielen durch sind“, sagte der überglückliche EVL- Trainer Sebastian Buchwieser, der unmittelbar nach dem entscheidenden Schuss in die Kabine flüchtete, um seiner Gefühle Herr zu werden.

Man kann ein enges Play-Off Spiel und eine enge Serie gewinnen. Aber so? Was da am Freitag passierte, war so außergewöhnlich, dass die Superlative fehlen. Etwas, was keiner vergessen wird, der es erlebt hat. Die Sieger genauso wenig, wie die Verlierer, denen höchstes Lob gezollt wurde. „Miesbach war ein brutal starker Gegner. Aber in den entscheidenden Momenten hat meine Mannschaft das Weiterkommen mehr gewollt. Das hat den Ausschlag gegeben“, sagte Buchwieser.

Allein das Penaltyschießen hätte als Dramaturgie ausgereicht, um die Außergewöhnlichkeit dieses Spiels festzuhalten. Miesbach musste es gewinnen, um in der Serie zu blieben, die Islanders wollten es gewinnen, um das Halbfinale zu erreichen. Die ersten beiden Schützen beider Teams scheiterten jeweils knapp an den exzellenten Torhütern Varian Kirst und Geratsdorfer – und dann spitzte sich alles auf ein Duell zu: Zdenek Cech gegen Alan Reader. Cech verwandelte seinen ersten Penalty mit einem Kunstschuss á la NHL-Star Pavel Datsyuk. Reader musste treffen und machte seinen Job perfekt – Ausgleich. Ab der zweiten Serie begann Miesbach. Trainer Alfred Sterba schickte seinen erfolgreichen Schützen Reader noch einmal an den Start – mit Recht. Schuss unter die Latte – Führung Miesbach. Buchwiesers Konter: Cech zum zweiten – mit dem oben beschrieben Glück – zum 2:2. Danach gab es keine Fragen mehr. Cech und Reader würden weitermachen. Bis zum Ende, notfalls bis zum Morgengrauen. Hätten Sie Hüte statt Helmen getragen, wäre es wie in einem Western gewesen. Nächste Runde. Beide scheitern in der nächsten Runde und treten noch einmal an. Reader findet seinen Meister erneut in Kirst – Cech verwandelt seinen dritten Penalty und den Eichwald um 22 Uhr 29 in ein Tollhaus.

Du denkst, Du hast in all den Jahren überall auf der Welt alles im Eishockey gesehen. Und dann kommt so was Irres um die Ecke“, sagt EVL- Präsident Marc Hindelang. „Das kannst Du nicht erfinden.“

Vergessen war zu diesem Zeitpunkt, wie schwer sich die Islanders in den 60 Minuten zuvor getan hatten. Der TEV spielte mit dem Rücken zur Wand sein bestes Spiel in der Serie. Miesbach checkte vor, ging hart auf den Körper und scheute gerade in der Anfangsphase auch nicht vor einigen grenzwertigen Attacken gegen EVL- Topscorer Martin Sekera zurück. „Das hat mir nicht gefallen, aber wenn es der Schiedsrichter durchgehen lässt, dann muss man sich drauf einstellen. Dann hilft kein Jammern, sondern dagegenhalten. Letzteres haben die Jungs die ganze Zeit getan“, sagte der sportliche Leiter des EVL, Bernd Wucher.

Die Islanders hatten in der Anfangsphase zwei gute Möglichkeiten durch Sascha Paus und Tobi Feilmeier, danach war aber auch eine gewisse Nervosität bei den Lindauern spürbar. Miesbach spielte klarer und zielstrebiger und wurde nach zehn Minuten mit dem Führungstreffer durch Josef Kottmaier belohnt. In Unterzahl hatte danach Alex Katjuschenko die Ausgleichschance, er scheiterte aber ebenso an Geratsdorfer wie auf der anderen Seite Peter Meier im Nachschuss an Kirst (16.). In diesem Stil ging es weiter. Die Islanders versuchten auf den Ausgleich zu drücken, Miesbach hielt mit guter Raumaufteilung und Kompaktheit dagegen. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, in dem sich auf beiden Seiten immer wieder gute Torchancen ergaben. Zwei davon wurde genutzt. Zunächst erzielte Zdenek Cech aus einer unübersichtlichen Situation heraus den Ausgleichtreffer (26.). Der Jubel darüber hielt aber nur drei Minuten, dann schob Anderas Baumer einen Querpass zur erneuten Gästeführung ins Tor. Zweimal ergaben sich noch Ausgleichschancen für den EVL – aber Michal Mlynek und Marco Miller scheiterten knapp.

Spielerisch hatten die Islanders auch im Schlussabschnitt ihre Probleme mit den sperrigen und cleveren Gästen. Was sie aber in die Waagschale warfen, war: Kampf, Einsatz und Leidenschaft. „Am Ende hatte das mit System wenig zu tun. Wir haben alles nach vorne geworfen und wurden dafür belohnt“, sagte Buchwieser.

Der Weg dorthin war aber mit Dornen gepflastert. In der 41. Minute hatten schon alle den Torschrei auf den Lippen, als sich Timo Krohnfoth durchgetankt hatte, der am Boden liegende Geratsdorfer aber irgendwie noch die Fanghand in die Schussbahn brachte. Auch entschlossene Direktabnahmen von Tobi Fuchs und Tobi Feilmeier fanden ihr Ziel nicht. Zu allem Überfluss hatten die Lindauer noch Pech, als Lubos Sekula eine Spieldauer- Disziplinarstrafe kassierte. Nicht nur, dass die Islanders ab der 47. Minute fünf Minuten in Unterzahl agieren mussten, sie bekamen eine weitere Strafe und Miesbach die Chance, mit zwei Mann mehr, das Spiel zu entscheiden. „Ich war mir sicher, wenn wir das überstehen, gewinnen wir das Spiel“, sagte Bernd Wucher – ohne das spätere „wie“ zu kennen.

Tatsache war, dass die Islanders mit Kampf und Kirst die prekäre Zeit überstanden, sogar den Mut hatten, eigene Angriffe zu starten, bei dem einmal der Pfosten im Weg stand, einmal aber auch das Ziel gefunden wurde. Im Dauerdruck kam die Scheibe fünf Minuten vor dem Ende zu Berndhard Leiprecht, der es schaffte, den Puck irgendwie an Freund und Feind vorbei zum 2:2 ins Netz zu hämmern.

Danach wollte der EVL noch mehr und wollte die Partie in der regulären Spielzeit entscheiden. Drei Minuten vor dem Ende steigerte sich die Dramaturgie noch einmal. Gleich zwei Miesbacher mussten zu diesem Zeitpunkt auf die Strafbank und die Lindauer hatten nun ihrerseits die Möglichkeit die Partie zu entscheiden. Chancen hatten sie in Hülle – aber Geratsdorfer schien tausend Arme und Hände zu haben und verhinderte das 3:2. Es passte zum Verlauf dieses verrückten Spiels, dass es dann auf eine unvergessliche Art und Weise entschieden wurde.

Nun haben die Islanders eine Woche lang Zeit, das Erlebte sacken zu lassen. Ab kommenden Sonntag treffen die Lindauer in der Best-of- Three Serie auf den Vorrunden- und Zwischenrunden-Ersten EHC Waldkraiburg. Das Heimspiel findet am Freitag, den 13. März (20 Uhr) in der Eissportarena Lindau statt.

 


Tags:
evl eishockey sport sieg


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